Tötungs-Anstalt Pirna Sonnenstein

Die Heil-Anstalt Pirna Sonnenstein wurde im Jahr 1811 eröffnet. 
Lange Zeit war sie eine gute Heil-Anstalt,
in der viele Menschen gesund geworden sind. 

Ab 1928 änderte sich das. 
Paul Nitsche wurde Direktor. 
Er war überzeugt von den Ideen der Nazis. 
Ab 1934 wurden Patient*innen aus Pirna Sonnenstein sterilisiert. 
Sie wurden im Stadt-Krankenhaus Pirna operiert. 

Nitsche entwickelte eine Sonderkost für Patient*innen, 
die nicht mehr arbeiten konnten. 
Sie bekamen Essen mit wenig Fleisch und Fett. 
So blieb mehr davon für andere. 
Später gab es diese Sonderkost in allen Heil-Anstalten in Sachsen.

Von 1940 bis 1941 war Pirna Sonnenstein eine Tötungs-Anstalt. 
Bei der Aktion T4 haben die Nazis Menschen mit Behinderungen oder Krankheiten mit Gas umgebracht. 
In Pirna Sonnenstein wurden dabei 13.720 Menschen umgebracht. 

Das lief so ab: 
Die Menschen wurde aus anderen Anstalten 
mit dem Bus nach Pirna Sonnenstein gebracht.
Dort hat ein Arzt sie angeschaut.
Er hat entschieden, was der offizielle Grund für den Tod sein soll. 
Die Patient*innen mussten in den Dusch-Raum gehen.
Das war in Wirklichkeit eine Gas-Kammer. 
Statt Wasser kam Gas aus den Leitungen. 
20 bis 30 Patient*innen wurden so gleichzeitig getötet. 

Direkt daneben war der Leichen-Raum.
Hier wurden den Ermordeten die Gold-Zähne rausgenommen.
Bei einigen wurde auch das Gehirn rausgenommen.
Damit Ärzte und Ärztinnen daran forschen konnten. 
Im nächsten Raum wurden die Leichen verbrannt. 
Ihre Asche wurde auf dem Hügel hinter der Anstalt verstreut. 

Dabei haben insgesamt ungefähr 100 Menschen mitgearbeitet:
Die Tötungs-Ärzte haben das Gas angestellt und 
die Sterbe-Urkunde geschrieben. 
Die Pflege-Kräfte haben die Ärzte unterstützt. 
Sie haben die Patient*innen zum Beispiel in die Gas-Kammer geführt.
11 Menschen haben die Leichen verbrannt. 
Auch im Büro haben viele Menschen gearbeitet.
Polizisten haben das Gelände bewacht.  

1941 wurde die Aktion T4 offiziell beendet.
Trotzdem haben die Nazis weiter Menschen 
mit Behinderungen oder Krankheiten umgebracht. 
Auch in Pirna Sonnenstein wurden weiter Menschen mit Gas getötet. Es waren Gefangene aus den Lagern Ausschwitz, 
Buchenwald und Sachsenhausen.
Später gab es in den Lagern eigene Gas-Kammern. 

1942 wurde die Anstalt Pirna Sonnenstein geschlossen. 
39 Mitarbeiter*innen wurden nach Polen geschickt. 
Dort sollten sie in Lagern weiter Menschen töten. 
Weil sie damit schon Erfahrungen hatten. 

Kurz nach dem Krieg kamen 15 Mitarbeiter vor Gericht.
4 von ihnen haben die Todes-Strafe bekommen. 
Auch der ehemalige Direktor Paul Nitsche. 
Er war medizinischer Leiter der Aktion T4 gewesen. 

Heute ist in Pirna Sonnenstein eine Gedenkstätte.
Auf dem Gelände sind außerdem das Landrats-Amt und
eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen.