11.06.2024 · Carla Porges

Städtisches Fürsorgeheim Gera und Kreispflegeanstalt Tinz

Um die Umsetzung der „Aktion T4“ zu prüfen, waren in ganz Deutschland Gutachter unterwegs. Auch in dem städtischen Fürsorgeheim in Gera und der Kreispflegeanstalt Tinz wurde eine solche Inspektion durchgeführt. Beide Einrichtungen füllten zahlreiche „T4“-Meldebogen aus.1 

Allein auf Grundlage dieser Meldebogen entschieden drei Gutachter mit einem Plus- oder Minus-Zeichen über das weitere Schicksal der Patienten. Wurden sie als „lebensunwert“ eingestuft, erfolgte ihre Verlegung über Zwischenanstalten in eine der sechs dafür eingerichteten Tötungsanstalten. Aus dem städtischen Versorgungsheim Gera ist für September 1940 ein Transport von 54 Patienten in die Zwischenanstalt Zschadraß nachgewiesen.2 Von dort wurden die Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Tötungsanstalt Pirna Sonnenstein weiterverlegt und dort ermordet. Dies verdeutlicht die Beteiligung Geraer Ärzte und Pflegekräfte an der Umsetzung der „Aktion T4“ und zeigt, dass nicht nur Patienten aus den großen Landesheilanstalten in Thüringen Opfer der nationalsozialistischen Eugenikverbrechen wurden, sondern auch Patienten aus städtischen Pflege- und Altersheimen.


Endnoten

  1. Willy Schilling. Hitlers Trutzgau Thüringen im Dritten Reich Band II. Verlag Bussert & Stadeler 2008. S. 39.
  2. Stephan Weichold. Die Geschichte der Landesheilanstalt Blankenhain im Zeitraum 1933 bis zur Auflösung am 31.03.1941.[Dissertation] Friedrich-Schiller-Universität 2015. S.74.