Die Heil-Anstalt Stadtroda in der Zeit des National-Sozialismus

Die Landes-Heil-Anstalt Stadtroda wurde im Jahr 1848 gegründet.
In der Zeit des National-Sozialismus war sie eine von 3
großen Heil-Anstalten in Thüringen.
Zwischen 1933 und 1945 sind dort mindestens
2.267 Patient*innen gestorben.
Die offizielle Todesursache war oft Herz-Kreislauf-Schwäche.
Doch in Wahrheit wurden viele Menschen getötet.
Zum Beispiel durch zu viele Medikamente,
keine Behandlung bei Krankheiten oder Verhungern.
252 Patient*innen aus Stadtroda wurden zwangs-sterilisiert.
Das hat das Gericht für Erb-Gesundheit entschieden.
Die Operationen fanden in der Uniklinik Jena statt.
Männer wurden oft direkt in Stadtroda operiert.
Die Ärzte der Heil-Anstalt schrieben Gutachten für das Gericht und entschieden mit, wer zwangs-sterilisiert wurde.
Ab 1939 mussten Hebammen, Ärztinnen und Ärzte
Kinder mit Behinderungen beim Gesundheits-Amt melden.
Diese Kinder wurden dann in spezielle Kinder-Abteilungen gebracht. Auch in Stadtroda gab es eine.
Dort sind viele Kinder gestorben.
Verantwortlich war die Ärztin Dr. Margarete Hielscher.
Die Ärzte, Ärztinnen und Pflegekräfte in Stadtroda sammelten Informationen über mindestens 603 Patient*innen.
Die Informationen gaben sie an die Regierung der Nazis weiter.
Dazu gehörten Diagnosen und Angaben darüber,
ob jemand arbeiten konnte.
Mit diesen Informationen entschieden die Nazis,
wer getötet werden sollte.
Wenn die Nazis jemand für wertlos gehalten haben,
kam er zuerst in eine Zwischen-Anstalt.
Nach kurzer Zeit ging es dann weiter in eine Tötungs-Anstalt.
Davon gab es 6 in Deutschland:
- Pirna-Sonnenstein
- Grafeneck
- Bernburg
- Brandenburg
- Hartheim
- Hadamar
Dort wurden sie sofort nach der Ankunft ermordet.
Die Heil-Anstalt Stadtroda arbeitete eng mit der Uniklinik Jena und dem Erbgesundheits-Gericht zusammen.
Kinder und Jugendliche aus Jena wurden nach Stadtroda gebracht. Die Direktoren von Stadtroda waren an den Gerichtsverhandlungen zur Zwangs-Sterilisation beteiligt.
Außerdem lehrten sie an der Uni Jena und arbeiteten
in der Uniklinik Jena.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige Ärzte, Ärztinnen und Pflegekräfte aus Stadtroda überprüft wegen ihrer Taten.
Doch niemand wurde angeklagt oder bestraft.
Viele arbeiteten einfach weiter.
Seit 1998 gibt es im Park des Kranken-Hauses ein Mahnmal.
Die Künstlerin Karola Nitz hat es gestaltet.
Eine Informations-Tafel erinnert an die Verbrechen
in der Heil-Anstalt Stadtroda während der Nazi-Zeit.

© Carla Porges