Lebens-Geschichte von Kurt Apel

Kurt Apel wurde 1911 in Weimar geboren. 
Nach der Schule machte er eine Ausbildung.
Er fand eine Arbeit und verlobte sich.

Mit 26 Jahren bekam er Angst und innere Unruhe.
Er hatte das Gefühl, dass ihn jemand beobachtet. 
Deshalb hat er 1937 auf Telefon-Leitungen geschossen. 
Kurt Apel wurde deshalb in die Nerven-Klinik in Jena geschickt. 
Das passierte gegen seinen Willen. 

Nach einem Monat in der Klinik stellte ein Arzt einen Antrag beim Gericht.
Kurt Apel sollte operiert werden, damit er keine Kinder bekommen kann. 
Der Arzt hat den Antrag geschrieben, ohne mit der Familie zu sprechen. 
Kurt Apel konnte sich nicht dagegen wehren. 
Es ging ihm zu schlecht.
Seine Familie wusste nichts davon.
Deshalb konnte sich niemand für ihn einsetzen. 

Gegen seine Krankheit bekam er Beruhigungs-Mittel.
Das half ihm nicht. 
Er bekam einen gesetzlichen Betreuer. 
Die Ärzte dachten, dass Kurt Apel nicht mehr selbst entscheiden kann. 

In der Klinik war er unruhig und aggressiv.
Er glaubte, dass ihn jemand vergiften will.
Die Ärzte in der Klinik sagten: Kurt Apel hat Schizophrenie.
Das ist eine psychische Krankheit. 
Sie entsteht oft, weil sich chemische Abläufe im Gehirn verändern. 

Das Gericht hat entschieden, dass Kurt Apel operiert werden soll. 
Sein gesetzlicher Betreuer hat sich darüber beschwert. 
Doch er wollte damit nicht die Operation verhindern.
Das Gericht sollte Kurt Apel und seine Familie 
über seine Krankheit informieren.
Doch das Gericht entschied nochmal: 
Kurt Apel ist krank, er muss sterilisiert werden. 
Das war die letzte gesetzliche Möglichkeit, die Operation zu verhindern. 

Seine Verlobte schrieb einen Brief an Adolf Hitler. 
Sie wollte, dass die Operation nicht gemacht wird.
Der Vater von Kurt Apel schrieb an den Stellvertreter von Hitler, 
Rudolf Heß. 
Doch sie hatten keinen Erfolg. 
1938 wurde Kurt Apel gegen seinen Willen sterilisiert. 
Und er musste weiter in einer Klinik bleiben. 

Kurt Apel kam in die Landes-Heil-Anstalt Blankenhain.
Die meisten Ärzte und Pflege-Kräfte dort waren Nazis. 
Viele Patient*innen hatten angeblich Schizophrenie. 
Heute würde man es vielleicht anders beurteilen. 
Andere hatten Epilepsie oder Alters-Demenz.
Damit muss man heute nicht unbedingt in eine Klinik, 
aber damals schon. 

Sein Vater versuchte weiter, Kurt Apel nach Hause zu holen. 
Er schrieb viele Briefe und ging zum Amts-Arzt von Weimar. 
Immer kam die Antwort: 
Kurt Apel ist weiterhin krank, unruhig und aggressiv.
Er muss in der Klinik bleiben. 

Die Heil-Anstalt in Blankenhain sollte 1941 geschlossen werden. 
Alle Patient*innen wurden im Herbst 1940 in andere Kliniken gebracht. 
Dort sollten sie getötet werden.  
Die Regierung der Nazis hat in dieser Zeit sehr viele Menschen 
mit Krankheiten und Behinderungen geplant ermordet. 
Sie nannte es Aktion T4. 
Der Name kommt von einer Adresse:
In der Tiergartenstraße 4 in Berlin war das Büro, 
indem diese Verbrechen geplant wurden.  
Die Menschen mit Krankheiten und Behinderungen sollten nun nicht mehr in Heil-Anstalten durch Hunger oder Medikamente sterben. 
Bei der Aktion T4 wurden viele von ihnen zusammen mit Gas getötet. 
Die Nazis wollten so schneller ihr Ziel erreichen.

Kurt Apel kam für eine kurze Zeit in eine Klinik bei Leipzig.
Dann wurde er nach Pirna-Sonnenstein geschickt. 

Seit 1940 war dort eine Tötungs-Anstalt. 
Nach ihrer Ankunft wurden die Patient*innen dort 
ausgezogen, gemessen und fotografiert.
Dann hat ein Arzt entschieden, 
was der offizielle Grund für den Tod sein soll. 
Die Patient*innen mussten in den Dusch-Raum gehen.
Das war in Wirklichkeit eine Gas-Kammer. 
Statt Wasser kam Gas aus den Leitungen.
Die Patient*innen wurden getötet. 
Auch Kurt Apel. 
Dann wurde er verbrannt. 
Seine Asche wurde auf dem Sonnenstein verteilt, das ist ein Hügel. 
Offiziell ist er an einer Darm-Krankheit gestorben. 
Sein Bruder ist als Soldat im Krieg gestorben. 
Am Ende des Zweiten Welt-Kriegs hatten die Eltern beide Kinder verloren.