Lebens-Geschichte von Klara Schwägler

Klara Schwägler wurde 1907 im Allgäu geboren. 
Ihre Eltern hatten wenig Geld. 
Sie ging zur Schule, bis sie 13 Jahre alt war. 
Ihre Zeugnisse waren gut. 
Nur einmal haben die Lehrer geschrieben, 
dass sie gestohlen und gelogen hat. 

Mit 16 Jahren hatte sie verschiedene Arbeits-Stellen in Stuttgart.
Wahrscheinlich hat sie damals angefangen, 
als Prostituierte zu arbeiten. 
Also Sex gegen Geld zu verkaufen. 
Das war damals verboten. 
In den nächsten 4 Jahren musste sie oft zur Polizei. 
Sie wurde mindestens 11-mal verurteilt. 
Dann musste sie für einige Tage ins Gefängnis.
Oder sie musste eine Geld-Strafe bezahlen. 

1929 kam sie nach Weimar. 
Sie verdiente genug Geld, um sich ein Grund-Stück zu kaufen. 
Darauf hat sie ein Haus bauen lassen. 
Sie hat darin eine Pension aufgemacht. 
Wahrscheinlich war es in Wirklichkeit ein Bordell. 
Also ein Ort, wo Prostituierte arbeiten. 
Dort gab es auch Alkohol. 
Deshalb wurde sie wieder verurteilt: 
Sie durfte eigentlich keinen Alkohol verkaufen. 

Das Haus gehörte Klara Schwägler zusammen
mit einem Geschäfts-Partner.
Er hieß Albert Z. 
1938 wurde er von der Polizei festgenommen. 
Albert Z. kam ins Konzentrations-Lager Buchenwald bei Weimar. 
Die Nazis sagten: Albert Z. ist asozial.
Das bedeutete: Er hält sich nicht an die Regeln der Nazis.
Wahrscheinlich, weil ihm ein Bordell gehörte. 
Albert Z. sollte im Lager hart arbeiten. 
Wahrscheinlich ist er im Lager gestorben. 
Seit 1943 weiß man nicht, was mit ihm passiert ist. 

Klara Schwägler musste 1938 zum Gesundheits-Amt.
Sie wurde untersucht und musste einen Intelligenz-Test machen. 
Die Ärztin hat entschieden: Klara Schwägler ist weniger intelligent. 
Deshalb muss sie sterilisiert werden. 
In Wirklichkeit ging es um ihre Arbeit als Prostituierte. 
Deshalb dachten die Nazis: Klara Schwägler ist asozial.
Obwohl auch viele Nazis zu Prostituierten gegangen sind. 

Der Amts-Arzt Freienstein hat ein Gutachten für das Gericht geschrieben. 
In das Gutachten hat er auch geschrieben, 
was die Lehrer über sie gesagt haben:
Dass Klara Schwägler geklaut und gelogen hat. 
Und er hat ihre Strafen in das Gutachten geschrieben. 
Es sollten Beweise dafür sein, 
dass sie weniger intelligent seit ihrer Geburt ist. 
Der Amts-Arzt hat auch geschrieben, 
was er über Prostituierte denkt:
Sie sollten alle sterilisiert werden, 
damit sie angeblich besseren Frauen nicht die Männer wegnehmen. 
Heute weiß man: Es gibt keine besseren oder schlechteren Frauen. 

In der Gerichts-Verhandlung musste Klara Schwägler 
noch einmal einen Intelligenz-Test machen. 
Das Gericht hat entschieden: 
Sie muss sterilisiert werden.
Weil sie als Prostituierte kein ordentliches Leben führt.
Für das Gericht war das ein Zeichen dafür, dass sie wenig intelligent ist. 

Klara Schwägler hat sich monatelang dagegen gewehrt. 
Sie hat 2 Anwälte beauftragt. 
Aber das Gericht hat ihr keine gerechte Verhandlung ermöglicht. 
Außerdem hat der Amts-Arzt sie unter Druck gesetzt.
Sie musste unterschreiben, dass sie sich freiwillig sterilisieren lässt. 
Schließlich hat Klara Schwägler aufgegeben. 
Sie ging am 5. September 1939 ins Städtische Kranken-Haus Weimar. 
Dort wurde sie gegen ihren Willen operiert. 

Wie ihr Leben in den nächsten Jahren weiterging, weiß man nicht. 
Klara Schwägler hat sich am 24. Januar 1944 mit Schlaf-Mitteln umgebracht.