Lebens-Geschichte von Karl-Heinz Koch

Karl-Heinz Koch wurde 1939 in Jena geboren.
Seine Eltern waren nicht verheiratet. 
Das war zu dieser Zeit ein Problem. 
Vor allem für die Mutter und das Kind. 
Die Geburt war schwierig und Karl-Heinz ging es nicht gut. 
Er musste viele Wochen im Kranken-Haus bleiben. 

Mit 10 Monaten kam er zu einer Pflegerin.
Sie stellte fest: Karl-Heinz konnte nicht sitzen und nicht greifen. 
Er kam wieder ins Kranken-Haus. 
Denn er war zu leicht, hatte die Grippe und Ausschläge. 
Nach 3 Monaten kam er in die Pflege-Abteilung vom Kranken-Haus.
Die Ärzte untersuchten ihn und sagten:
Karl-Heinz Koch ist vollständig idiotisch. 
Dieser Ausdruck ist menschenfeindlich. 
Es bedeutete: Er ist weniger intelligent als andere. 

Die Ärzte haben zu dieser Zeit in 2 Gruppen sortiert: 

  • Kranke Kinder, die wieder gesund werden. 
    Und die lernen und später arbeiten können.
  • Kranke Kinder, die nicht wieder gesund werden. 
    Und die nicht richtig lernen und später nicht arbeiten können.   

Es war gefährlich, wenn die Ärzte sagten: 
Dieses Kind kann nicht lernen und arbeiten. 
Denn dann musste es in eine Anstalt.

Karl-Heinz Koch sollte zuerst in die Landes-Heil-Anstalt Stadtroda.   
Aber er wurde krank: 
Er bekam Masern und eine Mittelohr-Entzündung.
Als die Masern abgeheilt waren, kam er nach Stadtroda.
Die Ärztin Dr. Hielscher untersuchte ihn. 
Sie stellte fest: 
Wahrscheinlich hatte Karl-Heinz Koch nach der Geburt 
eine Entzündung im Gehirn. 
Deshalb war er weniger intelligent. 
Er hatte es wahrscheinlich nicht geerbt. 
Also sollte auch niemand in der Familie zwangssterilisiert werden. 
In seiner Akte steht nichts darüber, 
ob er Medikamente für die Mittelohr-Entzündung bekommen hat.

Die Ärztin legte fest: Karl-Heinz Koch ist ein Verwahr-Fall.
Das Wort ist menschenfeindlich. 
Es bedeutet: Er bekommt keine Therapie. 
Er wird in einer Anstalt verwahrt, wie eine leblose Sache. 
Er sollte ins Anna-Luisen-Stift in Bad Blankenburg. 
Dort wurden die Kinder gequält. 
Viele sind verhungert. 
Die Ärztin Dr. Hielscher wusste das. 
Trotzdem hat sie Karl-Heinz Koch und andere Kinder dorthin geschickt. 
Damit sie dort sterben.
Und in Deutschland nur noch gesunde Menschen ohne Behinderung leben. 

Bevor Karl-Heinz Koch ins Anna-Luisen-Stift kam, 
ist er in Stadtroda gestorben. 
Offiziell wegen Herz-Schwäche. 
Wahrscheinlich wurde er getötet. 
Verantwortlich dafür war die Ärztin Dr. Hielscher.

Sie wurde nicht bestraft. 
Sie hat weiter als Ärztin gearbeitet. 
1973 wurde sie für ihre Arbeit geehrt. 
40 Jahre nach dem Krieg ist sie in Stadtroda gestorben.