Betroffene nach 1945 in der BRD

Nach dem Krieg waren kranke und behinderte Menschen 
nicht mehr in Lebens-Gefahr. 
Aber viele Menschen dachten immer noch: 
Diese Menschen sind nichts wert. 
Sie kosten nur Geld und sollten nicht leben. 
So dachten schon vor den Nazis viele Menschen. 
Und einige tun es heute noch. 

Die Opfer und ihre Angehörigen haben nach dem Krieg geschwiegen.
Sie hatten Angst und haben sich geschämt. 
Einige Angehörige fühlten sich schuldig. 
Sie hatten die kranke oder behinderte Person vielleicht 
selbst in ein Heim gegeben.
Oder sich nicht mehr um die Person gekümmert. 
Einige haben nicht gewusst, dass die Menschen getötet werden. 
Andere haben es geahnt.
Aber sie wollten es nicht glauben. 

Einige Opfer waren wegen Straf-Taten angeklagt. 
Das war den Angehörigen peinlich. 

Aus diesen Gründen haben viele Menschen geschwiegen.
Sie haben nicht dafür gekämpft, dass die Verbrechen 
bekannt werden. 

Oft konnten die Täter nach dem Krieg weiter 
als Arzt oder Ärztin arbeiten. 
Nur wenige wurden bestraft. 

In einigen Teilen von Deutschland konnten Opfer vor Gericht gehen. 
Damit sie Geld als Entschuldigung bekommen.
Oder sich noch einmal operieren lassen können, 
damit sie wieder Kinder bekommen können. 
Doch nur wenige haben vor Gericht gewonnen. 
Oft waren es die gleichen Richter wie im Krieg. 
Es hatte sich nicht viel geändert. 

Die Regierung der BRD stellte ein Gesetz auf. 
Opfer der Nazis konnten Geld bekommen. 
Aber es galt nicht für kranke und behinderte Menschen, 
die sterilisiert worden waren.  
Sie waren offiziell keine Opfer der Nazis. 

Einige Täter*innen behaupteten später sogar, 
sie hätten gegen die Nazis gekämpft. 
Und sie sagten: 
Was wir gemacht haben, war gute Wissenschaft.
Wir haben uns nur an die Gesetze gehalten.

Deshalb haben sie auch nach dem Krieg damit weitergemacht. 
Sie dachten weiterhin: 
Es ist richtig, dass kranke und behinderte Menschen keine Kinder bekommen dürfen. 
Ärzte entscheiden das, gegen den Willen der Menschen. 

Erst viele Jahre nach dem Krieg änderte sich das.
Bis zum Jahr 1974 gab es das Gesetz zur Zwangs-Sterilisation.  
Ab 1980 konnten zwangssterilisierte Menschen Geld vom Staat 
als Entschuldigung beantragen. 
Zu dieser Zeit gründeten sie einen Verein, 
der sich um ihre Interessen kümmert:  
Den „Bund der Euthanasie-Geschädigten und Zwangs-Sterilisierten“. 

Ab 1988 waren die Zwangs-Sterilisationen offiziell ein Verbrechen 
von den Nazis.  

Aber bis heute sind die Menschen keine offiziellen Verfolgten der Nazis.